Klassik

Bechstein-Centrum

Lebenslust und Liebesleid

Als die Kölner Pianistin und Komponistin Maria Herz mit ihrem Mann Albert im Jahre 1904 nach England zog, hatte sie schon eine professionelle Ausbildung in der Klavierklasse von Max Pauer, Professor am Kölner Konservatorium, absolviert. In England vertieft sie ihre musikalische Ausbildung und nimmt Kompositionsunterricht bei dem Komponisten und Kunstmaler Arthur Edmund Grimshaw. Sie lebt damals in Hipperholme im englischen West Yorkshire. Und dort entstehen auch ihre ersten kompositorischen Versuche, die sie für so gelungen hält, dass sie ihnen einen Opusnummer voranstellt. Nach Variationen über ein Thema von Chopin entstehen so 12 Ländler, also Walzer im Stil von Schuberts „Deutschen Tänzen“.

Der Wiener Komponist und Violinvirtuose Fritz Kreisler war schon weltberühmt, als ihn Wilhelm Furtwängler 1933 zu den Berliner Philharmonikern einlud. Kreislers Absage ist bemerkenswert: „Ich bin daher fest entschlossen, mein Auftreten in Deutschland so lang aufzuschieben, bis das Recht aller Künstler, ihre Tätigkeit in Deutschland, ungeachtet der Abstammung, der Religion oder Nationalität auszuüben, unumstößliche Tatsache geworden ist. Ich vertraue darauf, daß es mir bald vergönnt sein wird, mit Ihnen zu musizieren.“ Tatsächlich emigrierte Kreisler 1939 in die USA und kehrte nicht wieder nach Europa zurück. „Liebesleid“ ist eines seiner bekanntesten Genrestücke nach Alt-Wiener Tanzweisen, herausgegeben 1905 und vom Komponisten oft als Zugabe gespielt.

Jacques Offenbach wurde in Köln am Großen Griechenmarkt geboren, sehr bald aber zog die junge Familie wenige Meter von hier in die Glockengasse, wo Vater Isaac Offenbach als Kantor in der neuen Synagoge arbeitete. Die Eltern schickten den hochbegabten Jungen bald nach Paris, wo er Cello am berühmten Konservatorium studierte Als 18-jähriger Bohémien in finanzieller Not stieß Offenbach auf den sieben Jahre älteren Friedrich von Flotow, der ihm Zugang zu den Pariser Salons verschaffte. Fortan komponierten und konzertierten die beiden gemeinsam, Introduction et Valse mélancolique op. 14 ist ein Stück, das in den Salons Furore machte, bald galt Offenbach als der beste Cellist seiner Zeit.

Shlomo Gronich schließlich ist ein bekannter israelischer Komponist von Pop- und Folksongs. Seine bittersüße Liebeserklärung an Tel Aviv entstand ursprünglich zu einem Text von Meir Wieseltier und gehört zu seinem bekanntesten Song: „Ich habe Mitgefühl für Konzeptkunst in Tel Aviv, einer Stadt ohne Konzept. Der Putz bröckelt, ein Fensterladen schluchzt, ein Bus steht tot. Eine unaufgeregte Stadt. Ein verzweifeltes Versteck aus Gips. Eine Metallwippe macht Lärm. Ich habe Mitgefühl für verzweifelte Menschen in Tel Aviv.

Felix Mendelssohns zweites Klaviertrio entstand im Frühjahr 1845 in Frankfurt. Vier Tage vor Weihnachten brachte es der Komponist im Leipziger Gewandhaus zur Uraufführung. Mit typischem Understatement meinte er, es sei für den Pianisten „ein bißchen eklig“ zu spielen, wovon die halsbrecherischen Passagen in den schnellen Sätzen beredtes Zeugnis ablegen. Kompositionstechnisch ist es zweifellos ein hoch anspruchsvolles Stück. Der erste Satz ist wahrhaft ein „Allegro energico e con fuoco“, ein Allegro von düsterer Energie und brodelndem Feuer. Nach diesem dramatischen Kopfsatz hat Mendelssohn das „Andante espressivo“ bewusst schlicht begonnen: als „Lied ohne Worte“ im Klavier. Die Es-Dur-Melodie wird von den Streichern aufgegriffen und über dem leisen Wellenschlag des Klaviers in ein Natur-Idyll verwandelt.

PROGRAMM
Maria Herz (1878 - 1950)
aus: "12 Ländler" op.2 für Klavier solo
Nr. 2 Moderato

Fritz Kreisler (1875 - 1962)
Liebesleid
für Klaviertrio

Jacques Offenbach (1819 - 1880)
Introduction et Valse mélancolique op. 14
für Violoncello und Klavier

Shlomo Gronich (geb. 1949)
I Have Sympathy for Tel Aviv
für Klaviertrio

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847)
aus: 2. Klaviertrio c-moll op. 66
1. Satz Allegro energico e con fuoco

MITWIRKENDE
Felix-Klein Trio
Felix Klein, Violine
Ramon Jaffé, Violoncello
Heidemarie Wiesner, Klavier

Konzertbeginn jeweils
15:15 / 16:15 / 17:15 Uhr

Jüdische Musik einmal in ihrer ganzen Fülle erleben? Quer durch die Kölner Innenstadt präsentiert das Festival SHALOM-MUSIK.KOELN vom 15. bis 25. August unter dem Motto „Together Now!“ jüdische Musik in Ur- und Erstaufführungen, orientalischen Sounds, Klassik und Klezmer bis zum Jazz von der Synagoge bis zum Dom. In rd. 80 Konzerten und Kurzkonzerten, Discussions und MOVIMENTO – der musikalischen Radtour an der Erft feiert das Programm Stars wie Sopranistin Hila Baggio, Sängerin und Schauspielerin Sharon Brauner, den Jazzpianisten Shai Maestro, die Komponistin Sarah Nemtsov oder die Sandkünstlerin Natalia Moro. Es wird ein großes Fest, und am Langen Tag mit Jüdischer Musik sind am 18. August bei freiem Eintritt alle einen ganzen Tag lang eingeladen zum Entdecken, Begeistertsein und Gemeinsamkeit erleben. Mehr unter www.shalom-musik.koeln.

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