Beiträge zum WDR Studio Elektronische Musik

Beiträge zum WDR Studio Elektronische Musik
Foto: Volker Müller




Kontakt: Dirk Specht <info@grundgeraeusch.de>

 

Das Studio für Elektronische Musik des WDR, ein national und international bedeutsames Kulturerbe Kölns, muss erhalten bleiben und in Köln wieder einen Ort als „lebendiges“ Studio (Arbeits- und Ausbildungsstätte sowie Informationszentrum) finden!  

Seit vielen Jahren ist ein Schatz der Musik- und Radiogeschichte in einen Kellerlagerraum verbannt und droht, gänzlich aufgelöst zu werden oder an private Sammler veräußert zu werden. Das Studio für Elektronische Musik des Nord-Westdeutschen Rundfunks, heute WDR, war Impulsgeber für die Elektronische Musik weltweit, verbunden u.a. mit den langjährigen Leitern Herbert Eimert, Karlheinz Stockhausen und York Höller, deren Werke internationale Beachtung gefunden und interessierte Komponist*innen/Musiker*innen und Künstler*innen aus aller Welt nach Köln gebracht haben.  

Der Weltruhm des Studios hat dessen Ruf eng mit der Kulturmetropole Köln verbunden und die Domstadt in den 60er Jahren zur Hauptstadt der elektronischen Musik gemacht. Bis heute ist die Bedeutung des Studios weltweit unumstritten für die Entwicklung der experimentellen Musik wie ebenso für Popmusik, Klang- und Medienkunst im 20. Jahrhundert. 

Die Stiftung Haus Mödrath bot im Frühjahr 2015 dem WDR die dauerhafte und kostenfreie Überlassung von Räumlichkeiten zur Unterbringung des Studios für elektronische Musik unter der Bedingung an, dass die Räumlichkeiten entsprechend hergerichtet und das Studio dort betrieben wird. Auch dieser Möglichkeit stehen die Unterzeichner prinzipiell positiv gegenüber, wenn sich ein Verbleib des Studios in Köln nicht realisieren lässt. 

Die Interessenvertretung Elektronische Musik + Klangkunst (e+k/IFM), ON Neue Musik Köln, die Kölner Gesellschaft für neue Musik/KGNM, Initiative Freie Musik in Köln und weitere Teilszenen der freien Musik fordern, dass das Studio für Elektronische Musik in Köln verbleibt und für die Öffentlichkeit zugänglich wird – genauso wie es offen sein muss für interessierte Musiker*innen, Komponist*innen, und Musikwissenschaftler*innen, die dort arbeiten und forschen möchten. Es wäre ein fatales Signal für Köln, wenn die Stadt und der WDR es zulassen würden, dass das Studio gänzlich aufgelöst würde, das Kulturerbe abgewickelt und die vorhandene Technik etwa verschrottet oder an Privatsammler abverkauft würde. Auch ein Versetzen des Studios in eine andere Region bzw. einen anderen Ort halten wir für sehr bedenklich, da sowohl der historische Kontext als auch die Verzahnung mit der Kölner Kulturszene dabei verlorengehen. 

Schaut man sich international ein wenig um, so kann es erkennbar nur heißen: von Paris (GRM) lernen, von Stockholm (EMS) lernen usw. – dort können Musiker*innen über Residenzen in diesen ebenso weltberühmten elektronischen Studios arbeiten, es entstehen mit historischer Technik weiterhin bemerkenswerte Produktionen, es werden Tonträger veröffentlicht und die Produktionen weltweit in Konzerten präsentiert. Dies verdeutlicht, dass es inhaltlich um weit mehr als nur um Produktionen für den Rundfunk geht und es ist absolut unverständlich, dass der WDR, die Stadt Köln und das Land NRW gemeinsam nicht schon längst vergleichbare Programme für das Studio für Elektronische Musik ermöglicht haben. 

Dabei kann es nicht um die Einrichtung einer musealen Struktur gehen. Auch wenn die Ausstattung des Studios zu einem großen Teil analoger Technik aus den 50er- bis 70er Jahren entstammt, ist ihre Relevanz für aktuelle Klangforschung weiterhin ungebrochen hoch. Für aktuelle Musiker*innen, Tontechniker*innen und Musikwissenschaftler*innen gibt es hier noch zahlreiche Schätze zu heben. An Interesse mangelt es wahrlich nicht: Schon aufgrund der Hochschullandschaft gibt es allein in Köln und der Region großes Potenzial, um die Möglichkeiten des Studios weiter auszuloten und zu erforschen: die Kunsthochschule für Medien Köln, die Hochschule für Musik und Tanz Köln (eine der größten Musikhochschulen Europas), die Musikwissenschaftlichen Abteilungen der Universitäten Köln und Bonn, die Robert-Schumann-Hochschule und das Institut für Musik und Medien in Düsseldorf, die Folkwang-Hochschule in Essen – um nur einige Strukturen in Nordrhein-Westfalen zu nennen. 

Für nicht am Diskussionsprozess Beteiligte ist äußerst verwunderlich, weshalb es noch keine Lösung dafür gibt, die veranschlagten jährlichen Betriebskosten von geschätzten 200.000 - 300.000 EUR zu finanzieren. Als Träger könnte eine Partnerschaft aus Land NRW, Bund, Stadt Köln und musik-orientierten Stiftungen fungieren – selbstverständlich sollte auch der WDR dbzgl. seinen Beitrag zur Unterstützung leisten. Nicht zuletzt würde gerade auch der WDR von neuen Produktionen, die im Studio entstehen werden, profitieren. Obendrein könnte ein Produktionsstipendien-Programm etabliert werden, das für lokale wie internationale Musiker*innen, Komponist*innen von großem Interesse ist. Dies würde zusätzlich dazu beitragen, dass Impulse, die das Studio für Elektronische Musik international gesetzt hat, weitergeführt werden und das Studio ganz im Sinne einer lebendigen Pflege des kulturellen Erbes fortbestehen und sich weiter entwickeln kann. 

Für die Zukunft des Studios fordern wir, dieses als einen offenen Raum zu erhalten, in dem produziert und geforscht werden kann. Der Verbleib und Betrieb dieses europäischen Kulturerbes darf nicht dem Vergessen, Desinteresse oder einfach unterschiedlichen Positionen der Verantwortlichen anheimfallen. Es ist an der Zeit, endlich eine gemeinsame Lösung für den langfristigen Fortbestand des Studios in Köln zu finden!

Köln, 5.Feb 2020  


IFM e.V. | Initiative Freie Musik in Köln
Vorstand: Thomas Gläßer - Susanne Regel - Georg Dietzler

 

ON - Neue Musik Köln e.V.
Daniel Mennicken | Geschäftsführung
Sprecherinnen: Claudia Robles, Felix Knoblauch, Dietmar Bonnen, Dirk Specht

 

Interessenvertretung Neue Musik
Sprecherinnen: Sarah Heemann, Carter Williams, Stefan Thomas, Harald Muenz

KGNM | Kölner Gesellschaft für Neue Musik
Vorstand: Dorrit Bauerecker, Luís Antunes Pena, Roman Pfeifer, Timm Roller, Rie Watanabe

Anke Eckardt, Professorin für Sound (Kunsthochshule für Medien Köln) & Vertretungsprofessur für Klangkunst (Hochschule für Musik Mainz),

hans w. koch, Komponist und Klangkünstler, Professor für sound (Kunsthochshule für Medien Köln)

Jono Podmore, Dozent für elektronische Musik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln

York Höller, Leiter des Studio Elektronische Musik des WDR von 1990 - 2000

Gregor Hotz, Geschäftsführer des Musikfonds e.V.

 

 

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